„Liebe deine Geschichte. Sie ist der Weg, den Gott mit dir gegangen ist.“

Abschied von Sr. Rita

PREDIGT IM REQUIEM FÜR SR. M. RITA KREWENKA
Stadtpfarrkirche Waidhofen/Ybbs - 10. Jänner 2014 - Pfarrer Mag. Herbert Döller

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe trauernde Angehörige von Sr. M. Rita!
Liebe Schwester Generaloberin Franziska! Liebe Ehrwürdige Schwestern!
Die Frohe Botschaft, die wir gehört haben, das Evangelium, war das letzte Evangelium, das Sr. Rita in ihrem Leben gehört hat. Es ist das Evangelium vom 30. Dezember gewesen. Am Vorabend ihres Heimganges hat sie in der Marienkapelle die hl. Messe mitgefeiert und die hl. Kommunion empfangen. - Und da war die Rede von jener alten Frau, die in den Tempel gekommen ist, getrieben von der Sehnsucht nach der Verheißung des Herrn, getrieben von der Sehnsucht, die Erfüllung des Heiles zu sehen, das der Herr verkündet hat und das der greise Simeon so gepriesen hat:
NUN LÄSST DU, HERR, DEINEN KNECHT IN FRIEDEN SCHEIDEN,
DENN ICH HABE DAS HEIL GESEHEN! ICH HABE ES GESEHEN UND ICH BIN VOLL FREUDE!< DENN ICH HABE DAS HEIL GESEHEN! ICH HABE ES GESEHEN UND ICH BIN VOLL FREUDE!< DENN ICH HABE DAS HEIL GESEHEN! ICH HABE ES GESEHEN UND ICH BIN VOLL FREUDE!< DENN ICH HABE DAS HEIL GESEHEN! ICH HABE ES GESEHEN UND ICH BIN VOLL FREUDE! ICH HAB´S GESCHAFFT!
ICH HAB´S GESCHAFFT!
Auf dem Herz, das Sr. Rita auf dem Bild der Parte umgehängt hat, steht: ICH HAB´S GESCHAFFT NACH MARIAZELL! Manche haben mir gesagt, sie hätten mit der Lupe nachgeschaut, was da drauf steht. Nun, dieses Herz erzählt eine kleine Geschichte einer Wallfahrt nach Mariazell. Es war lange Zeit fraglich im Vorjahr, ob diese Wallfahrt auch zustande kommen wird, so wie es Sr. Rita gegangen ist. Aber diese Wallfahrt haben wir gemacht, und sie war glücklich und froh darüber. Auf dem Herz, das Sr. Rita auf dem Bild der Parte umgehängt hat, steht: ICH HAB´S GESCHAFFT NACH MARIAZELL! Manche haben mir gesagt, sie hätten mit der Lupe nachgeschaut, was da drauf steht. Nun, dieses Herz erzählt eine kleine Geschichte einer Wallfahrt nach Mariazell. Es war lange Zeit fraglich im Vorjahr, ob diese Wallfahrt auch zustande kommen wird, so wie es Sr. Rita gegangen ist. Aber diese Wallfahrt haben wir gemacht, und sie war glücklich und froh darüber.
Ich hab`s geschafft! Dieses Wort, liebe Schwestern und Brüder, bezeichnet nicht nur eine Etappe ihres Lebens, einen Tag ihres Lebens, sondern: Ich hab`s geschafft, das heißt: Meine Augen dürfen das HEIL schauen, und durften das Heil schauen. Das HEIL GOTTES offenbart sich uns in der Einmaligkeit eines Menschen, - das Heil Gottes offenbart sich uns in ihrem Hinübergang ohne Leiden, ohne Schmerzen, ohne Tränen. Gott hat sie sein Heil schauen lassen und sie hat`s geschafft! Sie war es gewohnt, ihr Leben in innerer Eigenständigkeit zu führen. Das Wesentliche ihres Lebens, liebe Schwestern und Brüder, das wird man nicht von außen beurteilen können und sehen können. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche bleibt den Augen unsichtbar“, sagt der Dichter-
Die GESCHICHTE GOTTES in ihrem Leben, die Liebesgeschichte Gottes mit ihr, die bleibt weitgehend verborgen. Das Herz kann ein Symbol dafür sein, das LICHT, das leuchtet, ist ein Symbol dafür. Die Freude ist ein Strahl dieses Lichtes, der nach außen dringt, und diese Freude hat sie ausgestrahlt. Es war die Erfahrung vieler Menschen, viele sind hier, die das erlebt haben, die aus ihr hervorbrechen sahen den Lichtstrahl der Freude. Das war eine Spur dessen, dass unendlich viel in ihr gelebt hat, dass unendlich viel in ihr da war und das jetzt noch da ist. Diese Erfahrung Gottes in ihrem Leben, die sie gemacht hat, diese Liebesgeschichte Gottes, die in ihrem Leben begonnen hat, die, liebe Schwestern und Brüder, hört nicht auf jetzt, da sie gestorben ist. Sie hat viele Menschen gekannt und angesprochen, bis ins hohe Alter hat sie ihre Namen gewusst. Es sind Menschen auf sie zugekommen, die sie lange Zeit nicht gesehen hat und sie wusste, wer das ist. Und sie hat die Menschen nicht nur genannt und mit Namen angesprochen, sondern sie hat auch für sie gebetet. Das Lourdes-Wasser, das sie verteilt hat, war ein Zeichen dieser großen Verbundenheit mit den Menschen, war ihr Ausdruck ihrer Menschenverbundenheit und ihrer großen Vertrauens auf die Gottesmutter.
Diese ihre LIEBE, die sie hatte zu Gott und den Menschen, die hat sie erfüllt, und manchmal – ja, da ist sie heraus gebrochen wie ein Lichtstrahl und hat Menschen froh gemacht!
Ich hab`s geschafft - aus der Hölle von Gakowa, aus den Fängen von Titos Partisanen, aus dem Drohen der Krankheit und des Leidens, aus der Angst vor dem Fremd-bestimmt-werden! Ich denke an eine Begegnung von Sr. Rita und Frau Jägerstätter anlässlich einer Wallfahrt nach Altötting. Zwei Märtyrerinnen haben sich unterhalten, von Herz zu Herz. Jede hat gewusst, wovon sie redet. Und als Sr. Rita im Vorjahr nach ihrem Schlaganfall im KH Mauer gewesen ist, da hab ich ihr als Namenstagsgeschenk die Reliquie von Franz Jägerstätter in die Hand gelegt, die jetzt im Altar ruht. Und in diesem Altar liegt auch ein Stein mit den Namen ihrer Eltern, ihrer Verwandten mit der Geschichte ihres Lebens in Kurzform. Die beiden Frauen, Franziska Jägerstätter und Sr. Rita waren zwar Opfer von verschiedenen Systemen, aber es waren zwei Frauen,die sich - so hab ich dieser Begegnung entnommen - sofort verstanden haben, weil in ihren Herzen lebendig war, was Sr. Rita immer beschäftigt hat. Sie nannte es: DER BAUM IM FEUER. Damit spielte sie auf eine Tatsache an, die sie kannte aus der Begegnung mit ihrem Bruder in Australien. Er hat dieses Thema ebenfalls zum Thema seines Lebens gemacht: Dass nämlich manchmal der Busch brennen muss, dass wieder Neues wächst, damit die Samen aufspringen und dann keimen können. Und so konnte sie auf furchtbar schreckliche Dinge zurückschauen und in diesen Dingen erkennen: Es ist wie der eine Baum im Feuer, der zwar brennt und verbrennt, aber dadurch entsteht auch LEBEN!
Ich hab`s geschafft! Sie hat ihr Leben ganz Gott geschenkt. Schon in ihrer Heimat hat sie den Weg zum Ordensberuf beschritten, und als sie hierher kam nach Österreich, nimmt sie diesen Weg wieder auf im Kreis der Amstettner Schulschwestern. Auf ihrem Sarg soll nichts liegen als diese eine vergoldete Ähre, ein Zeichen ihrer Professtreue. Zum 60 jährigen Profess – Jubiläum hat sie sie bekommen, und sie hat diesen Weg ihrer Ganzhingabe bis zu Ende gelebt: eine reiche, volle ÄHRE im großen Kornfeld Gottes! Im Blick zurück auf ihr schweres Schicksal unterstreicht auch der Brief des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch von Freiburg diese Treue. Er schreibt in seinem Kondolenzbrief:
Sie werden verstehen, dass Sr. Rita`s Tod mich sehr nachdenklich macht. 4 Tage vor ihr verstarb in Bad Niedernau Sr. Benildis Pilar im Alter von 93 Jahren, ebenfalls Arme Schulschwester aus Filipowa. In Bad Niedernau sind nur noch 3 Schulschwestern aus unserer alten Heimat. Es geht nun eine große geistliche Tradition zu Ende. Da mein Bruder Josef, wie der Vater von Sr. Rita im November 1944 umgebracht wurde und ich wie Sr. Rita 1945 ins Vernichtungslager Gakowa deportiert wurde, gehen mir in Gedanken an sie viele Erinnerungen durch den Kopf. Sr. Rita hat in Waidhofen neue Heimat finden dürfen und hat nach ihrem Abschied vom Kindergarten durch den Aufbau einer Anbetungsgemeinschaft eine neue Aufgabe gefunden, was zweifellos für sie spricht.< Ich hab`s geschafft! Das ist eigentlich nur ein Spruch auf einem Lebkuchenherz. Sr. Rita hat`s geschafft!
Ich hab`s geschafft! Das ist eigentlich nur ein Spruch auf einem Lebkuchenherz. Sr. Rita hat`s geschafft!
Ich hab`s geschafft! Das ist eigentlich nur ein Spruch auf einem Lebkuchenherz. Sr. Rita hat`s geschafft!
Aber sie hat noch einen anderen Spruch gehabt in ihrem Zimmer. Wir lesen ihn auch auf der Parte:
LIEBE DEINE GESCHICHTE, DENN SIE IST DER WEG, DEN GOTT MIT DIR GEGANGEN IST.
Und damit deutet sie alles, alles, was sie in unseren Augen geschafft hat – so wie es Paulus in der heutigen Lesung getan hat: „Ich habe mich abgemüht, - nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir.“ Sie ist sich dessen bewusst: MIT DER GNADE GOTTES HABE ICH ES GESCHAFFT! Gott ist mitgegangen. - Meine Augen haben das Heil gesehen - , darum hat sie so wie Hanna allen über das Kind erzählt, über das KIND JESUS Christus, zuerst den Kindergarten-Kindern, dann den vielen Leuten, die sie eingeladen hat, es Simeon und Hanna gleich zu tun und das Heil im Haus des Herrn zu suchen und zu finden im Gebet und in der Anbetung. Es waren zum Großteil viele von denen, denen sie schon in Kindertagen vom HEIL erzählt hat, das Gott uns schenkt.
Sr. Rita`S Vermächtnis, liebe Schwestern und Brüder, liegt in euch, in den vielen, denen sie als Kindergartenschwester sozusagen erste Schritte im Glauben geholfen hat. Das Vermächtnis von Sr. Rita liegt bei all denen, die sich entschlossen haben, ihrer Einladung zu folgen und eine Stunde im Monat Christus zu schenken, damit die Gnade Gottes, liebe Schwestern und Brüder, sich auch in unserem Leben mit uns abmühe und wir mit ihr.
Dankbarkeit war eine Haltung von Sr. Rita. Und wir müssen wissen: DANKBARKEIT WIRD ZUM GLÜCKLICHSEIN, nicht umgekehrt. Es gibt viele scheinbar Glückliche, die nicht dankbar sind. Dankbarkeit führt zum Glücklichsein! So sagte sie:
ICH BIN DANKBAR, DASS ICH LEBE.
ICH BIN DANKBAR, DASS ICH EUCH HABE
euch Mitschwestern, die anderen Menschen.
ICH BIN DANKBAR, DASS ICH LIEBEN KANN –
ICH BIN DANKBAR, DASS ICH JEDEN TAG ZUR ANBEtUNG GEHEN KANN!
Und weil sie so dankbar war, war sie glücklich bis zur letzten Stunde.
Nicht nur bis zur letzten Stunde, nein –
IHR GLÜCKLICHSEIN HEISST JETZT HIMMEL


AMEN! Es gilt das gesprochene Wort!
Hervorhebungen von der Schreiberin.


Bericht
Fotos:

...zu den Fotos

Diese Seite drucken